Religionsvertreter fordern Impulse in Flüchtlingspolitik

Neue Impulse in der Flüchtlingspolitik haben führende Religionsvertreter in Deutschland angemahnt. «Ein neuer Ansatz ist notwendig» sagte Kardinal Reinhard Marx am Sonntagabend in der ZDF-Sendung «Berlin direkt». Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz rief dazu auf, das Thema Zuwanderung grundsätzlich anzugehen und in die Öffentlichkeit das Signal zu geben «Wir sind ein Einwanderungsland und wir wollen vernünftig damit umgehen».

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, drückte die Hoffnung aus, «dass wir das große Wort von der Willkommenskultur praktisch leben - auch über zwei, drei Wochen hinaus». Wenn das gelinge, werde sich Deutschland verändern.

Die islamischen Gemeinden in Deutschland rechnen wegen der hohen Zahl von Flüchtlingen in diesem Jahr mit erheblichem Zuwachs. «Die Zahl der Muslime in Deutschland wird signifikant

wachsen», sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek. Er rechne damit, «dass mindestens 80 Prozent» der in diesem Jahr erwarteten 800.000 Flüchtlinge Muslime seien.

Mazyek fügte hinzu: «Schon jetzt haben wir Moscheegemeinden, die sich wegen der Flüchtlinge innerhalb eines Monats verdoppelt haben.» Viele Gemeinden beteiligen sich nach Angaben Mazyeks an der Integration der islamischen Flüchtlinge in Deutschland und bieten diesen die

Möglichkeit der Religionsausübung oder Freizeitbeschäftigung. Die Angebote würden noch ausgeweitet. «Da kommt viel Arbeit auf uns zu», meinte der Zentralratsvorsitzende.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, zeigte sich überzeugt, dass die Bundesrepublik «eine größere Zahl von Zuwanderern, auch mit muslimischem Hintergrund» aufnehmen und in die Gesellschaft integrieren könne. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung betonte, der Islam sei längst Teil der deutschen Gesellschaft. (KNA)