Schulterschluss gegen den Terror: Solidaritätsdemonstration in Paris

Arm in Arm haben am Sonntag mehr als 50 Staats- und Regierungschef in Paris an einem historischen Marsch gegen den Terrorismus und für die Pressefreiheit teilgenommen. Hinter den Überlebenden des Terroranschlags auf die Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» und den Familien der Opfer schritt der französische Staatspräsident François Hollande zwischen dem Präsidenten von Mali, Ibrahim Boubacar Keïta, und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Hunderttausende Menschen drängten sich hinter ihnen in den Straßen von Paris um den Platz der Republik, um der 17 Terroropfer der zurückliegenden Tage zu gedenken. Ersten Schätzungen der Organisatoren zufolge gingen bis zu anderthalb Millionen Menschen in der französischen Hauptstadt auf die Straße.

Gemeinsam in einer Reihe liefen der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Jordaniens König Abdullah II. mit seiner Frau. Ihnen folgten unter anderem der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz (SPD), neben den Präsidenten des Senats und des Parlaments von Frankreich, Gérard Larcher und Claude Bartolone.

«Paris ist heute die Hauptstadt der Welt. Das ganze Land wird sich erheben und zum Besten streben», hatte Präsident Hollande am Sonntagfrüh im Elysée-Palast gesagt, wo sich die französische Regierung versammelt hatte. Kurz danach empfing Hollande die Staatschefs, die ihre Solidarität demonstrieren wollten. Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve hatte zudem am Sonntagmorgen mit Amtskollegen aus Europa, den USA und Kanada über die gemeinsame Terrorbekämpfung beraten.

Ausgeschlossen von der Demonstration der französischen Einheit blieb die Präsidentin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, die am Samstag ihre Wähler dazu aufgerufen hatte, nicht in Paris aber in der Provinz zu demonstrieren.

Auch in mehreren deutschen Städten fanden am Sonntag Trauerkundgebungen für die Terroropfer statt. Zu einer Mahnwache auf dem Pariser Platz vor der französischen Botschaft in Berlin versammelten sich laut Polizei rund 9.000 Menschen. In der Innenstadt von Hannover kamen rund 300 Menschen zusammen.

Am Vormittag hatte Frankreichs Präsident Hollande in Paris Vertreter des Judentums empfangen. Zu den Gästen im Elysée-Palast gehörten der Großrabbi von Frankreich, Haïm Korsia, und der Präsident des Jüdischen Rates, Roger Cukierman. Die Begegnung galt als wichtige Geste, nachdem bei dem Überfall auf einen jüdischen Supermarkt am Freitag in Vincennes vier Geiseln getötet worden waren. Noch am Abend wollte Hollande in der großen Synagoge von Paris der Toten gedenken.

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, forderte nach den Terroranschlägen ein schärferes Vorgehen des Staates gegen potenzielle Täter. Die Bundesrepublik habe schon einmal ein großes Terrorismus-Problem in den Griff bekommen, «damals, als die Rote-Armee-Fraktion (RAF) mordend durch Deutschland gezogen ist», sagte Schuster am Sonntag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Würzburg. Konkret fordert er, die Mittel des Rechtsstaates auszuschöpfen. «Die Behörden haben ja offensichtlich eine Liste mit potenziellen islamistischen Gefährdern, die sich in Terrorcamps haben ausbilden lassen», erläuterte Schuster. Er habe Verständnis dafür, dass man nicht alle Gefährder rund um die Uhr überwachen könne. Aber er frage sich auch, «inwieweit es sich ein Rechtsstaat leisten kann, diese Menschen in Deutschland weitestgehend frei herumlaufen zu lassen». (epd)