Josef Matrai, 24. Mai 2008

Zu: Prinzip "Learning by doing"

Mit Interesse habe ich den Artikel von Frau Sabine Ripperger gelesen und möchte ihr für die informative und objektive Berichterstattung danken.
Ich möchte diesbezüglich eine etwas weitergehende Frage aufwerfen; aufgrund eigener (ausnahmslos schlechter) Erfahrungen mit Religionsunterricht (römisch-katholisch) finde ich es bedenklich, dass Religionsunterricht für Kinder anscheinend nie kritisch hinterfragt wird.

Was hier in solch harmlosem Gewand daherkommt, ist eine psychologisch schwerwiegende Beeinflussung einer sich entwickelnden Persönlichkeit; diese wird von den Religionsgemeinschaften bewusst in einem Alter betrieben, in welchem die Aussagen Erwachsener (noch) nicht so stark hinterfragt werden wie im höheren Alter (z.B. in der Pubertät).
Dass jedwelche Religionsgemeinschaft sich in die Entwicklung ihrer Kinder einmischt und nicht darauf vertrauen kann, dass die Heranwachsenden später vielleicht von selbst zu einem Glauben finden werden (dann aber vielleicht erst mit 20, 40 oder 60 Jahren), spricht nicht gerade für die Glaubenspädagogen. Der Satz "die Mündigkeit des Schülers im Umgang mit Religionsfragen ist dabei oberstes Ziel" kommt absurderweise genau von jenen Leuten, die es nicht lassen können, Kinder zu beeinflussen und ihnen damit eben jene Mündigkeit absprechen, die sie selber angeblich fördern möchten.

Bedenklich ist auch der im Artikel beschriebene Vorfall, bei dem deutsche Kinder als "Schweinefresser" bezeichnet wurden. Wie man das Problem gelöst hat, ist bewundernswert und beeindruckend, aber ich frage mich, ob es ohne die religiösen Schranken, die auch durch Religionsunterricht (unbewusst oder bewusst) gefördert werden, überhaupt zu solchen Schwierigkeiten kommen würde. Man braucht die positive Wirkung des Religionsunterrichts in der Konfliktlösung also nicht zu überschätzen, die Probleme sind schließlich durch den Unterricht mitverursacht.
Es hat in Europa Jahrhunderte gedauert, sich von der Diktatur der Kirche zu befreien. Schade, dass dies heute aufgrund historischen Unwissens vieler Europäer in Vergessenheit gerät und man religiöse Kräfte (egal welcher Glaubensrichtung) auch an Schulen wieder an Boden gewinnen lässt. Wenn sie irgendwann genug Boden zurückerobert haben, werden sie sich nicht mehr so freundlich und harmlos gebärden, wie sie es jetzt noch tun.