Dialog nicht um jeden Preis

Ursula Spuler-Stegemann, Islamwissenschaftlerin aus Marburg, hält einen Dialog, der sich ausschließlich an den Islamrat und den Zentralrat der Muslime richtet, für äußerst fragwürdig.

Ursula Spuler-Stegemann, Foto: Privat

​​Wie beurteilen Sie die bisherige Praxis des muslimisch-christlichen Dialogs?

Ursula Spuler-Stegemann: Zunächst mal Gespräch muss sein, Dialog muss sein. Natürlich erscheint es mir sehr problematisch mit dem Zentralrat, der 1,2 Prozent der Muslime vertritt und mit dem Islamrat, der besetzt ist mit Milli Görüs Leuten und Institutionen, die von Schily als höchst verfassungsproblematisch eingestuft werden, als Vertreter der hiesigen Muslime einen Dialog zu führen.

Sie vertreten die hiesigen Muslime nicht, die zum größten Teil hier angekommen sind, die Integrierten, die Integriebaren und Integrierwilligen. Muslime werden oft vor das Schienenbein getreten.

Wie sollte man sich gegenüber islamistischen Gruppen verhalten? Sollten Sie vom Dialog ausgeschlossen werden?

Spuler-Stegemann: Nein, wir müssen mit allen reden, das ist überhaupt keine Frage. Aber wir dürfen sie auf keinen Fall aufs Podium setzen.

Also reden mit allen, auch hören, was ihre Probleme sind - um auch zu sehen, wo wir wirklich miteinander ins Gespräch kommen müssen. Aber einfach hier ein "Friede-Freude-Eierkuchen"-Programm zu bringen - das hat lange so funktioniert, aber nur nach außen hin. Es hat uns nicht weitergebracht.

Interview: Arian Fariborz, Qantara.de

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