Zuneigung und Solidarität im Gepäck

"SympathieMagazin" nennt der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung seine informativen Hefte zu europäischen und außereuropäischen Reisezielen. Mit dem neuen "Syrien verstehen" feiern die SympathieMagazine ihren 30. Geburtstag. Martina Sabra stellt die Hefte vor.

Cover SympathieMagazin Syrien

​​Syrien gilt als "Wiege der Zivilisationen". Die gängigen Reiseführer thematisieren deshalb vorrangig die alte Geschichte und die Kulturdenkmäler des Landes. Doch wer das Land bereist, tut gut daran, sich auch mit der Gegenwart zu befassen.

Der 'Damaszener Frühling' von 2000/2001 hat deutlich gemacht, dass die Menschen in Syrien politische Veränderungen wünschen. Über aktuelle politische, soziale und kulturelle Entwicklungen des Landes informiert jetzt das neue SympathieMagazin "Syrien verstehen". Mit dem Syrien-Heft feiert der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung den 30. Geburtstag der kleinen, aber feinen Publikationsreihe mit dem altmodischen Namen, die auch in Bezug auf die arabische und islamische Welt einiges bietet.

Mehrere Hefte über arabische und islamische Länder

Die Auflagen können sich sehen lassen: Stattliche sechs Millionen SympathieMagazine hat der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung bisher aufgelegt. Insgesamt 56 Magazine liegen vor, viele davon bereits mehrfach neu aufgelegt und aktualisiert; davon informieren immerhin elf über arabische oder islamisch geprägte Länder, und es gibt ein zusätzliches Schwerpunktheft "Islam verstehen". Die Erstauflage, 20.000, ist meist schnell an die Leserinnen und Leser gebracht. Ein Teil der Hefte ist grundsätzlich zur kostenlosen Verteilung bestimmt, "aber die allermeisten Hefte verkaufen wir", resümiert Chefredakteur Armin Vielhaber zufrieden.

Das erste SympathieMagazin erschien 1974. Seither hat sich das Layout der kleinen Reiseführer zwar einige Male geändert, doch das Konzept ist im Wesentlichen gleich geblieben: Für erschwingliche 3,40 Euro pro Heft (bei Großbestellungen ab 50 Exemplaren sogar noch wesentlich günstiger) gibt es 68 strikt werbungsfreie Seiten im handlich-reisetauglichen DIN A5-Format, mit anspruchsvollen Übersichts- und Hintergrundartikeln, die man in keinem anderen Reiseführer findet, verfasst von ausgewiesenen Fachleuten und bekannten Journalisten.

Keine Konkurrenz zu gängigen Reiseführern

Dazu knappe Service-Texte und Fotos, die zugleich Zuneigung und Solidarität mit den Menschen in einem fremden Land, einer fremden Kultur wecken sollen. "Die Sympathie-Magazine sind als Ergänzung zu den gängigen Reiseführern gedacht, nicht als Konkurrenz", sagt Armin Vielhaber.

Entsprechend ist die Themenauswahl: im neuen Syrien-Heft geht es unter anderem um das aktuelle syrische Filmschaffen und um die Wirkungen des Internets und des Satellitenfernsehens auf die Jugend. Das Iran-Heft von 2002 informiert über die Reformbewegung, die an den religiösen Pfeilern des iranischen politischen Systems rütteln will.

Solidarität mit der "Dritten Welt"

Hochaktuelle Themen, die man hinter dem altmodischen Namen "Sympathie-Magazin nicht unbedingt vermuten würde: "Wir verstehen das Wort Sympathie von seinem griechischen Ursprung her doppelt", erklärt Armin Vielhaber. "Dort bedeutet Sympathie erstens, dass man jemanden mag, und zweitens, dass man mit-leidet, oder anders gesagt, Solidarität empfindet."

Die Solidarität mit der damals noch so genannten "Dritten Welt" stand Pate, als die SympathieMagazine Anfang der siebziger Jahre aus der Taufe gehoben wurden. Am Anfang waren ausschließlich so genannte Drittweltländer Thema. "In den sechziger Jahren hatte man gehofft, dass der Massentourismus zu mehr Völkerverständigung und Wohlstand des Südens beitragen würde", erinnert sich Armin Vielhaber. "Doch es wurde bald klar, dass das eine Illusion war. Mit dem Magazin wollten wir zum einen den Reisenden, die mehr wissen wollten, zusätzliche Informationen anbieten, und zum anderen den Blick auf solche Länder lenken, die unserer Meinung nach mehr Aufmerksamkeit seitens der Tourismusbranche verdienten."

Dieser Gedanke war auch ein Motiv für das 2002 erschienene, sehr gelungene Heft über Iran und für das jüngste Magazin über Syrien. "Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass Syrien trotz seiner welthistorischen Bedeutung und seiner kulturellen und geographischen Nähe zu Europa für viele Menschen im deutschen Sprachraum immer noch ein weißer Fleck auf der Landkarte ist", sagt Armin Vielhaber.

"Islam-Heft ist ein echter Renner"

Der arabisch-islamische Raum ist auf der Palette der SympathieMagazine stark repräsentiert: Es gibt Hefte zu Ägypten, Indien, Jemen, Jordanien, Marokko, Tunesien, Palästina, Syrien, Tunesien, zur Türkei, zu Iran sowie ein übergreifendes Themenheft zum Islam. "Das Islam-Heft ist ein echter Renner", so Armin Vielhaber.

Cover SympathieMagazin Islam

​​Die Sympathie-Magazine über arabische und islamisch geprägte Länder sind relativ zahlreich, doch es gibt auch auffällige Lücken: die aufstrebende arabische Golfregion, Indonesien oder auch Malaysia sind nicht vertreten, obwohl immer mehr Deutsche dort ihren Bildungs- oder Erholungsurlaub verbringen oder aus geschäftlichen Gründen dort unterwegs sind. Dieses Manko dürfte damit zu tun haben, dass die Redaktion nicht allein über die Themen- und Länderauswahl entscheidet, sondern auch in Funktion dessen, was die jeweiligen Geldgeber wünschen.

Partner wechseln je nach Interesse

Insgesamt 14 Partnerorganisationen arbeiten inzwischen mit dem Studienkreis für Tourismus und Entwicklung zusammen an der Herausgabe der SympathieMagazine, wobei die Zahl der Partner und die Konstellationen je nach Thema und Heft wechseln. Dabei sind Bundesinstitutionen und große deutsche Nichtregierungsorganisationen der Entwicklungszusammenarbeit, wie Adveniat, Brot für die Welt, das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) und die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), aber auch der Deutsche Reisebüro- und Reiseveranstalterverband. Wer wie viel zu welchem Heft beisteuert, ist unterschiedlich und hängt vom inhaltlichen Interesse der jeweiligen Partner ab.

Das Iran-Heft wurde vom BMZ und der GTZ mitgetragen, beim Türkei-Heft waren auch das Österreichische Außenministerium, Missio und Tourism Watch mit im Boot. "Das ist eine Menge Arbeit und manchmal auch reichlich kompliziert", sagt Armin Vielhaber, "vor allem bei der Schlussredaktion, wenn man alle Beteiligten für zwei Tage um einen Tisch bekommen muss."

Kein neues Heft über islamisches Land geplant

Dennoch schafft es der Studienkreis für Tourismus zurzeit, rund fünf Hefte pro Jahr auf den Markt zu bringen. Ein weiteres arabisches oder islamisch geprägtes Land ist derzeit allerdings nicht geplant. "Wir wollen zunächst unser Lateinamerika- und Osteuropa-Angebot ausbauen", sagt Armin Vielhaber.

Aber es ist durchaus denkbar, dass über kurz oder lang auch ein SympathieMagazin über die arabische Golfregion erscheint. Das wäre überaus erfreulich, denn die Sympathie-Magazine sind eine echte Bereicherung für jede Reisetasche – ganz gleich ob es in den Bildungsurlaub, an den Strand oder auf Geschäftsreise geht.

Martina Sabra

© Qantara.de 2004

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