USA und Verbündete greifen Huthi-Rebellen im Jemen an - Sorge vor Eskalation

An aircraft takes off to join the U.S.-led coalition to conduct air strikes against military targets in Yemen, aimed at the Iran-backed Houthi militia that has been targeting international shipping in the Red Sea
Ein Kampfjet startet zum Angriff auf Ziele im Jemen. (Foto: US Central Command via X/REUTERS)

Die Angriffe der jemenitischen Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer beeinträchtigen zunehmend den Welthandel. Nun führen die USA und Großbritannien Schläge gegen die mit Iran verbündeten Huthi aus. Drohen die Konflikte in der Region zu eskalieren?

London/Washington - Mit Militärschlägen auf Ziele im Jemen haben die USA und Großbritannien auf wiederholte Attacken der Huthi-Rebellen im Roten Meer reagiert. Die Angriffe in der Nacht zum Freitag riefen scharfe Kritik aus dem Iran und Russland sowie wütende Reaktionen der mit Teheran verbündeten Huthi hervor. Die Entwicklung schürt Befürchtungen, dass sich die zahlreichen Spannungen und gewaltsamen Auseinandersetzungen in der Region zu einem größeren Konflikt im Nahen Osten ausweiten könnten.

Der Militärschlag sei eine Reaktion auf die «illegalen, gefährlichen und destabilisierenden» Angriffe der Huthi auf Schiffe im Roten Meer und beruhe auf dem Recht der Selbstverteidigung, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Allianz, der neben den USA und Großbritannien die Niederlande, Kanada, Bahrain und Australien angehören. Sie wird auch von der Bundesregierung mitgetragen, wie Außenministerin Annalena Baerbock bei einem Besuch in Malaysia sagte.

Ein Vertreter der Huthi drohte nach Angaben des Fernsehsenders Al Massirah mit Vergeltung. Die Rebellen kündigten auch an, ihre Angriffe auf angeblich mit Israel in Verbindung stehende Handelsschiffe im Roten Meer fortzusetzen. Moskau verurteilte die Schläge der USA und ihrer Verbündeten und beantragte für Freitag eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates in New York. Auch aus dem Iran kamen Kritik an dem Vorgehen und Warnungen vor wachsender
Unsicherheit und Instabilität in der Region.

Biden: Werde nicht zögern, weitere Maßnahmen anzuordnen

US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Schläge einer schriftlichen Stellungnahme zufolge als «erfolgreich» und kündigte an, er werde nicht zögern, bei Bedarf weitere Maßnahmen anzuordnen. Die Huthi hätten trotz Warnungen Angriffe im Roten Meer durchgeführt, darunter auch gegen britische und amerikanische Kriegsschiffe. Dies könne nicht hingenommen werden, erklärte der britische Premierminister Rishi Sunak.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bezeichnete den Militärschlag als ein klares Signal. «Der heutige Einsatz der Koalition ist eine klare Botschaft an die Huthi, dass sie einen Preis dafür zahlen werden, wenn sie ihre illegalen Angriffe nicht einstellen».

Mehr als 60 Ziele der Huthi im Jemen angegriffen

Angegriffen wurden nach Angaben des US-Militärs mehr als 60 Ziele an 16 militärischen Standorten der Huthi. Dazu gehörten Kommando- und Kontrollpunkte, Munitionsdepots, Startanlagen für Raketen,Produktionsanlagen und Luftabwehrradarsysteme, hieß es in einer Mitteilung der US Air Force. Die Schläge seien sowohl aus der Luft als auch von Schiffen und U-Booten durchgeführt worden. Zum Einsatz kamen demnach auch Marschflugkörper vom Typ Tomahawk. 

Das Verteidigungsministerium in London teilte mit, vier Eurofighter hätten Angriffe auf zwei Ziele im Nordwesten des Landes durchgeführt. Ziel sei es gewesen, die Huthi zu schwächen, nicht aber, die Situation zu eskalieren, sagte ein Regierungsvertreter in Washington. Der britische Verteidigungsstaatssekretär James Heappey betonte, es habe sich um eine begrenzte, notwendige und verhältnismäßige Reaktion gehandelt. «Wir haben natürlich ein Auge auf die Notwendigkeit, dass es keine regionale Eskalation auslöst», sagte Heappey dem Sender «Times Radio».

Huthi kündigen weitere Angriffe auf Schiffe im Roten Meer anNach Angaben der Huthi wurden bei den Angriffen fünf ihrer Mitglieder getötet. Sechs weitere seien verletzt worden. Die Angriffe trafen demnach die Hauptstadt Sanaa sowie die Provinzen Hudaida, Tais, Hajjah und Saada. Der Militärschlag werde nicht «unbeantwortet und ungestraft bleiben», drohten die Rebellen.

Zuvor hatten sie bereits angekündigt, weiter Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer ins Visier zu nehmen. «Es gibt absolut keine Rechtfertigung für die Aggression gegen den Jemen, da es keine Bedrohung für die internationale Schifffahrt im Roten Meer
und im Arabischen Meer gab», sagte ein Huthi-Sprecher demFernsehsender Al Massirah am Freitag. Ziel seien weiter «israelische Schiffe oder solche, die die Häfen des besetzten Palästinas anlaufen».

Seit Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greifen die Huthi immer wieder Schiffe mit angeblichisraelischer Verbindung im Roten Meer an. Große Reedereien meiden die Route zunehmend. Die Huthi greifen Israel auch immer wieder direkt mit Drohnen und Raketen an.

Auswirkungen der Huthi-Angriffe auf Wirtschaft bereits spürbar Die Angriffe der Huthi auf Handelsschiffe haben bereits Auswirkungen auf die Wirtschaft gezeigt. Der Autohersteller Tesla hatte am Donnerstag angekündigt, wegen fehlender Bauteile die Produktion inGrünheide bei Berlin für rund zwei Woche zu stoppen. Die Ölpreise legten am Freitag weiter zu.

Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte um etliche Tage. (dpa)