Seit 25 Jahren regiert König Abdullah II. Jordanien

König Abdullah II von Jordanien (Archivbild)
Feiert sein 25-jähriges Thronjubiläum: König Abdullah II von Jordanien (Foto: Philipp von Ditfurth/dpa/picture alliance)

König Hussein von Jordanien machte kurz vor seinem Tod überraschend nicht seinen Bruder, sondern seinen Sohn zum Kronprinzen. Das war vor einem Vierteljahrhundert. Heute steht Abdullah II. vor großen Herausforderungen.

Amman. Gegen Terror, für gemäßigten Islam, den Dialog der Religionen und eine Lösung des Nahostkonflikts: Im unruhigen Nahen Osten fehlt es König Abdullah II. bin al-Hussein nicht an Gelegenheiten, Haltung zu beweisen. Am 7. Februar 1999, vor 25 Jahren, bestieg er nach dem Tod seines Vaters Hussein den Haschemitischen Thron. Er sei in die "Fußstapfen einer Legende" getreten, formuliert es Abdullah in seiner 2011 erschienenen Autobiografie. Ihr Titel ist sein Programm: "Die letzte Chance. Mein Kampf für Frieden im Nahen Osten".

1962 als ältester Sohn König Husseins aus dessen zweiter Ehe geboren, absolvierte Abdullah seine akademische und militärische Ausbildung in Großbritannien und den USA. Der Berufsoffizier wurde wenige Wochen vor dem Tod seines Vaters überraschend zum Kronprinzen ernannt - und nicht sein Onkel, Prinz Hassan. Allzu britische Erziehung und mangelnde Volksnähe sorgten zunächst für Kommentare unter vorgehaltener Hand. Offene Kritik am König wäre nach jordanischem Recht strafbar.

Als 2001 die Welt von islamistischem Terror heimgesucht wird, findet Abdullah II. eine seiner Berufungen: den Einsatz für einen gemäßigten Islam. Der Haschemit führt seine Herkunft in 41. Generation auf Mohammed zurück, neben König Mohammed VI. von Marokko der zweite Staatschef der arabischen Welt, der in Anspruch nimmt, vom Propheten direkt abzustammen. Als solcher habe er die führende Rolle übernommen, "Harmonie und Frieden sowohl innerhalb des Islams als auch unter den großen Weltreligionen voranzubringen", so das Königshaus.

Zu den geförderten Vorstößen gehören die "Botschaft von Amman" (2004) für eine Abkehr von Gewalt und eine Stärkung der Harmonie zwischen allen Religionen, das "gemeinsame Wort zwischen Uns und Euch" (2006) für Frieden und Harmonie zwischen Muslimen und Christen sowie die "Weltwoche der interreligiösen Harmonie" (2010). Für seine Initiativen wurde der Jordanier mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter dem Templeton-Preis (2018) und dem Westfälischen Friedenspreis (2016).

Inmitten der Pandemie sprach er sich für eine Re-Globalisierung aus, "bei der das Wohl der Menschen im Mittelpunkt steht" und die eine "echte Zusammenarbeit statt Wettbewerb einleitet". Besonders in der arabischen Welt gelte es, gemeinsam zu handeln und Stärken und Ressourcen so zu nutzen, dass ein regionales Sicherheitsnetz zum Schutz der gemeinsamen Zukunft entstehen könne.

Im Westen steht Jordanien für Stabilität und hat sich zu einem strategisch wichtigen Partner in einem Krisengebiet entwickelt. Entsprechend loben arabische und westliche Länder, aber auch Kirchenvertreter wie Papst Franziskus und dessen Stellvertreter in der Region, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, die ausgleichende Rolle Jordaniens und den Einsatz Abdullahs II. für Frieden, Dialog und Koexistenz.

Abdullah, Königin Rania und die vier Kinder des Paares strahlen Moderne aus. Modern sieht der König auch sein Reich: Aus Jordanien soll eine "Insel des Fortschritts" werden. Wirtschaftsreformen brachten Wachstumsraten von bis zu acht Prozent. Dann kam 2011. Zwar zog der Arabische Frühling fast folgenlos über Jordanien hinweg. Hunderttausende syrische Kriegsflüchtlinge aber brachten das Land politisch und wirtschaftlich an seine Grenzen.

Das innenpolitische Bild prägen heute Massenarbeitslosigkeit, Korruption, eingeschränkte Meinungsfreiheit und stagnierende Reformen. Gerade die junge Bevölkerung fordert bessere ökonomische Perspektiven und mehr Mitbestimmung.

Friedensstifter nannte man Abdullahs Vater Hussein, weil er 1994 die Beziehungen Jordaniens zu Israel normalisierte. In diesem Punkt könnten sich die Fußstapfen des Vaters als zu groß erweisen. Der seit Monaten andauernde Gazakrieg entwickelt sich zur Herausforderung für das Land, in dem Palästinenser knapp sieben Prozent der Bevölkerung ausmachen und das sich die palästinensische Sache auf die Fahne geschrieben hat.

Eine erneute palästinensische Flüchtlingswelle abzuwenden, trotz aller extremistischen Äußerungen aus israelischen Regierungskreisen an einer Verhandlungslösung festzuhalten und die Spannung zwischen dem wichtigen Verbündeten USA und der jordanischen Straße auszuhalten - das ist vielleicht die größte Herausforderung für den Jubilar seit seiner Inthronisierung. (KNA)